Du bist auf der Suche nach einer billigen und möglichst universalen Kamera-Lösung? Einer Kamera, die Du immer dabei haben kannst? Die gute Fotos macht, HD- und 4K-Videos machen kann, kompakt ist, wenig kostet und – in Maßen – auch erweiterbar ist? Es ist kein Witz, wenn ich Dir jetzt ein Apple-Produkt ans Herz lege. Für rund 200 € bekommst Du derzeit gebrauchte, gut erhaltene iPhone 6s, manche auch mit Garantie. Auf Ihnen läuft das neueste Betriebssystem, Reperaturen sind fast überall erhältlich (Display-Wechsel, Akku-Tausch, etc.). Und was Du Dir an Zubehör kaufst kannst Du meist auch für die Nachfolgemodelle iPhone 7 und iPhone 8 verwenden.
Die größten Bedenken gegen ein älteres Smartphone sind bekannt: Neuere Apps könnten darauf eventuell nicht laufen. Die Handys werden im Laufe ihres Lebens immer langsamer, der Akku macht schneller schlapp. Beim iPhone 6s, das kann ich aus eigener Erfahrung berichten, stimmt das so nicht. Ich verwende dort das neueste Betriebssystem, alle meine Apps funktionieren tadellos. Mein iPhone war von der Rückrufaktion und dem Austausch des Akkus betroffen, deswegen stelle ich auch hier noch keine Beeinträchtigungen fest. Eine erste oberflächliche Recherche zeigte allerdings auch, dass ein Akkutausch bei anderen Anbietern inzwischen eine preiswerte Angelegenheit ist.
iPhone 6s für Fotos
Um keine falschen Hoffnungen zu machen: Eine gute DSM- oder DSLR-Kamera kann das iPhone qualitativ nicht ersetzen nach meiner Meinung. Wer weiß, was er tut, ist dagegen mit dieser Kamera-Lösung gut bedient. Es sind alle manuellen Einstellungen möglich für Fotos und Videos. Ein ausgesprochenes Bokeh erreicht man im Normalfall nicht mit dem iPhone 6s. Wer aber auf Naheinstellung fotografiert, kann den Hintergrund zumindest halbwegs unscharf gestalten. Natürlich ist das kein Vergleich zu den Möglichkeiten der neuesten Modelle, wo man mit einem Porträtmodus arbeiten kann und ein Bokeh selbst auch noch nach der Aufnahme in seine Bilder zaubern kann.
Wer nicht davor zurückschreckt, seine Fotos im Nachhinein unschärfer zu machen, der erreicht den gleichen Effekt auch mit modernen Bildbearbeitungsprogrammen.
„Üblich” für Smartphones ist aufgrund des kleinen Sensors auch die geringere Bildqualität bei schlechtem Licht. Das Bildrauschen wird stärker, je höher die ISO-Zahlen steigen. Auch die kann man manuell einstellen, und so den Punkt der Verschlechterung (mit einem Stativ) hinausschieben. Darüberhinaus ist es möglich, mit einem kleinen Kniff auch gute Langzeitbelichtungen zu erzielen (siehe hier, der Umweg über Live-Foto) oder sogar exquisite Langzeitbelichtungen (im gleichen Artikel, die Verwendung der App Slow Shutter).
Ein weiteres Manko, dass ich in diesem Bereich festgestellt habe, betrifft die Frontkamera. Hier fällt die Qualität ab. Auch Videos liefert die Frontkamera lediglich in HD (720p) statt Full HD (1080p).
4K-Videos -immer dabei
Dafür zeigt das iPhone 6s in anderen Bereichen ganz beachtliche Qualitäten. Die Timelapse-Funktion ist außerordentlich komfortabel. Es werden sogar die Zahl der Aufnahmen je nach Länge des Timelapse-Clips angepasst. Das Beste daran ist, dass dadurch automatisch auch die Datenmenge reduziert wird. Wenn das iPhone also bei Clips bis zu 10 Minuten Aufnahmedauer zwei Bilder pro Sekunden verwendet und damit den Clip auf das 15fache beschleunigt, wird bei der maximalen Dauer von 2 Stunden 40 Minuten nur 1 Bild alle 8 Sekunden verwendet. Das entspricht einer Beschleunigung auf das 240fache. Der Benutzer merkt davon nichts. Und Und die Dateigröße würde ohne diese “Automatik” fast ins Unendliche wachsen.
Nichtsdestotrotz macht das iPhone 6s umso mehr Spass, je mehr Speicher man zur Verfügung hat. Wer nicht nur regelmäßig Videos in 4K-Qualität macht, sondern auch jede Menge Bilder von Reisen und Fotos für Instagram auf seinem iPhone lässt, der hat gegenüber der 16-GB-Version viel mehr Spielraum. Angesichts der niedrigen Preise auch für die 64-GB-Version muss man da nicht lange nachdenken.
Erstaunlich gut werden auch Hyperlapse-Aufnahmen. Selbst ohne Verwendung eines Gimbals werden bewegte Zeitraffer ziemlich geglättet wieder gegeben.
Glanzlicht SloMo
Auch in einem anderen Bereich macht das iPhone 6s eine gute Figur. Es erlaubt Zeitlupen-Aufnahmen bis zu 120 Bildern pro Sekunde. Die SloMo-Sequenzen gelten als das wohl beliebteste B-Roll-Material für eigene Videos. Auch hier muss man Abstriche machen. Ganz abgesehen davon, dass “normale” DSLR- und DSM-Kameras gar nicht in diesen Bereich vordringen (meist ist bei 60 FPS Schluss), liefert das iPhone 6s brauchbare Ergebnisse. Alleridngs fällt auch hier die Qualität gegenüber den normalen Aufnahmen ab.
Erfahrene Video-Filmer schreckt das wenig. Genauso wenig die Tatsache, dass es etliche Situationen gibt, wo man hier mit manuellem Fokus und Weißabgleich arbeiten muss. Wer dann auf ausreichend Licht achtet, der erhält sehr brauchbares B-Roll-Material.
Preisgünstige Zusatz-Lösungen
Nicht nur der Preis für ein älteres iPhone 6s ist angesichts eines ehemaligen Neupreises von rund 850 Euro sehr attraktiv, finde ich. Auch in anderen Bereichen hat sich einiges getan. So gibt es inzwischen einen großen Markt für Zusatzobjektive für das iPhone 6s. Selbst die teuerste Lösung von Moment ist angesichts der Qualität akzeptabel, finde ich. Auch hier lassen sich sowohl Hülle als auch Objektiv an den Nachfolge-Modellen 7 und 8 verwenden.
Und Gimbals, die beim Erscheinen des iPhone 6s rar und teuer waren (mehr als 300 € für ein Osmo Mobile) sind inzwischen preislich sehr attraktiv geworden. Heute erhält man für rund 100 € sogar ein faltbares Gimbal (zB Atom Snoppa, Feyutech Vlog Pocket, Osmo Mobile 3), dass sich bequem mitnehmen lässt.
Mehr Möglichkeiten
Wer seine Anschaffungen danach auswählt, welche neue Möglichkeiten er erhält, der macht auch mit dem Kauf eines iPhone 6s im Jahr 2019 nichts falsch, finde ich. Mit derselben Priorität (mehr Möglichkeiten) kommt nach den Zusatzlinsen und dem Gimbal die Anschaffung eines kompakten Stativs. Und einer Halterung, möglichst mit einem Wechsel vom Quer- ins Hochformat. Damit sind stabile Video-Aufnahmen ebenso gut möglich, wie Langzeitbelichtungen für Videos. Und die für Instagram Stories und IGTV notwendigen Hochformate lassen den Wechsel sekundenschnell erfolgen, ohne neue Ausrichtung der Kamera.
Die Schwächen
Natürlich hat die Anschaffung eines Smartphones voriger Generationen auch Nachteile. Schwächen wie unzureichende Unterstützung neuer Betriebssystem, nachlassende Akkuleistung und kleinere Reparaturen können trotzdem auf einen zukommen. Wer das Upgrade auf eine neue Kamera oder ein neueres Smartphone vorhat, der kann sein iPhone 6s aber noch immer vergleichsweise gut loswerden. Oder er behält das alte Handy für Reisen, für eine zweite SIM-Card oder die extra große Musiksammlung.
Als konkrete Schwächen für Fotografen und Videofilmer müssen wohl die geringere Leistung der Frontkamera genannt werden und das erhöhte Bildrauschen bei zu wenig Licht.