Videos, Videocalls und Hochformat-Videos drängen sich immer öfter in den Tagesablauf. Und auch wenn die Routine wächst, bleiben meistens zwei Probleme, die fast unmöglich zusammen lösbar sind. Ein Problem: Die Qualität vieler Videos ist nicht so, wie wir uns das wünschen. Dafür bräuchte man einfach mehr Zeit. Das andere Problem: Alles, was mit Video zu tun hat, braucht sowieso schon zu viel Zeit.
Beides gleichzeitig zu lösen scheint ziemlich vertrackt. Zumindest solange man nicht akzeptiert, dass dieses Video-Problem nicht mehr von alleine verschwindet. Es hilft also nichts, man muss sich mit der Situation arrangieren, oder besser: sich dafür an seinem Schreibtisch einrichten.
Wir brauchen eine schnellere Vorbereitung, um Videocalls und Videoaufnahmen in guter Qualität erledigen zu können. Und einen besseren, zeitsparenden Workflow, um unsere Arbeit schnell zu starten und zägig zu Ende zu bringen. Hier sind die Stellschrauben, an denen wir drehen können.
Bessere Videoqualität durch eine richtige Kamera
Fast jeder Computer hat eine Webcam, entweder eingebaut oder von uns nachträglich aufgesetzt. Der Vorteil der schnellen Verfügbarkeit wird erkauft mit vergleichsweise schlechter Qualität. Das betrifft Bild und Ton und natürlich auch den Bildausschnitt. Denn die eingebaute Kamera der Laptops zeigt meistens nur Kopf mit Zimmerdecke, dunkles Gesicht vor heller Deckenlampe.
Die Lösung liegt auf der Hand. Sie besteht aus einer ‘normalen’ Kamera, die für Live-Streaming eingerichtet ist und mit den Lichtverhältnissen an unserem Arbeitsplatz gut zurecht kommt. Inzwischen ist das Angebot an preiswerten kompakte Kameras, die das leisten, relativ groß. Manche spiegellose Systemkameras brauchen nur noch ein USB-C-Kabel für die Verbindung mit dem Computer. Andere benötigen eine (preiswerte) Videoaufnahmekarte.
Als Kameras eignen sich zum Beispiel neuere Canon EOS-M Modelle wie die Canon EOS M6 II oder die preiswerte Canon EOS RP. Sonys kompakte Kameramodelle wie die Sony ZV E10 oder die Sony ZV 1 können ebenfalls quasi aus dem Stand loslegen.
Ein weiterer schöner Nebeneffekt der besseren Kameras ist auch, dass die normale Beleuchtung an unserem Arbeitsplatz nun wahrscheinlich ausreicht. Die kleinen Sensoren der eingebauten Webcams verlangen dagegen meistens nach zusätzlichem Licht, das zumindest bei mir jetzt nicht mehr notwendig ist. Gar nicht zu reden von Rauschverhalten, Bildschärfe, zugelaufenen Schatten oder ausgefressenen Lichtern. Am meisten stört mich bei den Webcams die unzureichende automatische Belichtung, die zum Beispiel je nach Farbe des T-Shirts im Bild gerne über- oder unterbelichtet.
Einen Artikel über das Bessere Aussehen bei Zoom-Meetings gibt es hier übrigens auch noch.
Gute Audioqualtät
Damit auch der Ton in Livestream, Videocalls oder Videoaufnahmen mit der aufgewerteten Bildqualität mithalten kann, lohnt sich eine kleine Investition. Entweder in ein Video-Mikrofon wie das Røde VideoMic (das man zusammen mit einer videofähigen Kamera aber wahrscheinlich sowieso schon besitzt). Oder in ein einfaches Lavalier-Mikrofon wie das Boya by M1 Lavaliermikrofon mit langem Kabel für viel Bewegungsfreiheit.
Einen eigenen Artikel zu den drei wichtigsten Mikros für Videoaufnahmen gibt es hier.
Schnelle Verbindung zum Computer
Wer anstelle der einfachen Verwendung mit USB-Kabel (das eine schlechtere Qualität mit sich bringt) ein normales HDMI-Kabel samt HDMI-Videokarte wählt, der muss für diese Verbesserung nicht tief in die Tasche greifen. Nötig sind HDMI-Kabel. Sie sollten ausreichend lang sein (ich bevorzuge mindestens 1,5 Meter Länge) und die richtige Größe der Anschluss-Stecker aufweisen (HDMI-Stecker gibt es in groß, mittel und klein). Ein Blick auf den Kameraanschluss genügt für den richtigen Kauf.
Die einfachsten HDMI-Karten gibt es mit USB-Anschluss für den Computer und großem HDMI schon ab 10 Euro. Andere Modelle wie diese HDMI to Type-C Video Capture Card kommen mit USB-C-Anschluss für den Computer. Beide Varianten sind bei mir seit langem zuverlässig im Einsatz, können Full HD (1080P) und 4K.
Um schnell einsatzbereit zu sein für Videocalls oder auch für die Videoaufnahmen für den eigenen Youtube-Kanal, fehlen nur noch zwei wichtige Dinge. Ein einfaches Tischstativ wie dieses, das mit einer Klemme an der Schreibtischplatte befestigt wird, ist bei mir ständig montiert. Wenn es gerade nicht im Einsatz ist, steht mein iMac davor und verdeckt es (aus meiner Sicht) vollständig. Es kommt mit einem wirklich sehr kleinen Mini-Kugelkopf, der im Prinzip ausreicht und auch stabil genug ist. Aus meinem Fundus an Zubehörteilen habe ich allerdings einen anderen kleinen Mini-Kugelkopf ausgewählt, weil der einen Arca Swiss-Verschluss hat. Damit lassen sich meine Kameras, an denen grundsätzlich eine Arca Swiss Schnellwechselplatte oder ein L-Bracket befestigt ist, blitzschnell aufsetzen. L-Brackets gehören nach meiner Einschätzung zum unverzichtbaren Video-Zubehör.
Sichere und dauerhafte externe Stromversorgung
Damit jetzt auch längere Aufnahmen oder Videocalls nicht an einem erschöpften Akku scheitern, fehlt nur noch eine externe Stromversorgung. Diese Dummy Batterie mit Netzteil passt zum Beispiel für meine Canon EOS RP, aber es gibt Lösungen für so ziemlich jeden Akku-Typ. Und wer nicht noch ein Netzkabel über den Schreibtisch legen möchte, der sucht nach einer Dummy Batterie mit USB-C Anschluss und passend dazu eine Powerbank mit Power Delivery (PD), die ja ebenfalls mit USB-C Anschluss versehen ist und ab rund 20 € zu haben ist. Damit hat man auch schon die Voraussetzungen, um sich später einmal ein Rig für seine Kamera zusammen zu stellen.
Hochformat-Lösung
Wer jetzt auch für Hochformat-Videos am Schreibtisch gerüstet sein möchte, der kann natürlich im Bedarfsfall den Kugelkopf auf dem Tischstativ einfach um 90 Grad drehen. Einfacher und eleganter geht es mit dem schon erwähnten L-Bracket. Dieser Winkel mit Arca-Swiss Schnellwechselplatte wird an der Kamera befestigt. Damit muss man die Kamera nicht mehr jedes Mal neu justieren, man setzt die Kamera einfach nach 90-Grad-Drehung auf die senkrechte Schiene um.
Man kann natürlich trotzdem ab und zu (oder dauerhaft) auf einfachere Kameras zurückgreifen. So hat zu Beispiel schon das Smartphone eine bessere Qualität, als die eingebaute webcam. Dafür genügt ein Tischstativ und eine Smartphone-Halterung fürs Stativ. Dieser Universal Handy Stativ Adapter ist um 90 Grad schwenkbar und erlaubt ebenfalls eine schnelle Umsetzung von Quer- auf Hochformat.
Fazit
Die Änderungen für ein besseres Erscheinungsbild in Videocalls sind überschaubar – sowohl in technischer, als auch in finanzieller Hinsicht. Für die einfache Teilnahme an Video Meetings einer größeren Gruppe will man vielleicht keinen Aufwand betreiben.Spätestens dann, wenn man ein solches Meeting selbst initiiert und dann im Mittelpunkt steht, kann sich der geringe Aufwand lohnen. Auch wer bei Videocalls neuen Partnern und Interessenten gegenüber tritt, kann hier punkten. Erst recht ist bei Webinaren oder Online-Kursen die Aufmerksamkeit der Teilnehmer (hoffentlich) so groß, dass die Teilnehmer es danken werden.