Ein externes iPhone Mikrofon, diese Idee wirkt jetzt auf den ersten Blick nicht wie eine naheliegende Lösung. Schließlich setzt man das Smartphone zum Filmen ein, weil man den Aufwand gering halten möchte. Also wirkt jedes Drumherum erst einmal wie eine Beeinträchtigung. Aber auch wenn die Videoqualität von Smartphones heute ziemlich gut ist und sich in manchen Fällen sicher nicht von der einer kompakten Kamera oder einer DSLR unterscheiden lässt, so ist der Ton doch oft genug eine Schwachstelle. Und dazu eine, die sich mit wenig Geld und Aufwand für ein externes iPhone Mikrofon beseitigen lässt. Hier sind meine Tipps für gute Tonqualität bei Videoaufnahmen mit dem iPhone.
Schon eine kurze Recherche zeigt, dass auch Mikrofon-Hersteller erkannt haben, dass eine bessere Lösung Not tut. Und so findet man einige externe iPhone Mikrofone in so ziemlich jeder Größe und Bauart, die man zum Beispiel für Videos gut verwenden kann. Ich schreibe hier vom iPhone, weil ich das selbst verwende. Aber im Prinzip müsste alles auch für jedes andere Smartphone gelten.
Externe iPhone Mikrofone
Allen voran hat Rode schon ziemlich früh ein eigens ein externes iPhone Mikrofon auf den Markt gebracht. Das Rode VideoMic Me lässt sich direkt an Handy anklipsen. Und es hat auch schon den passenden Anschluss. Dieser Anschluss sorgt dafür, dass man viele externe Mikrofone eben nur mit einem Adapter (meist von Rode, wie dieser hier) anschließen kann.
Der Unterschied zwischen Mikrofon-Klinkensteckern und denen von Headsets und iPhone Mikrofonen ist schlicht ein weiterer, dritter Ring am Stecker. (Weil am Handy nicht nur zwei Kanäle für die Ohrhörer, sondern auch ein weiterer für das das Mikro zum Telefonieren nötig wird.)
Statt dem Rode iPhone Mikrofon kann man auch preiswertere externe iPhone Mikrofone von anderen Herstellern kaufen. Comica hat eine große Palette von Produkten und einige sind denen anderer großer Hersteller durchaus vergleichbar, aber eben auch meist preiswerter. In dem Fall bietet sich das Comica Shotgun als Alternative an.
Externe Mikrofone am Sprecher
Damit hat man zwar nun ein qualitativ hochwertiges iPhone Mikrofon. Aber man hat nicht unbedingt das Problem gelöst. Denn das Mikro sowohl im iPhone selbst als auch zum Beispiel am Ohrhörer-Mikrofon-Set der Earpods ist gar nicht mal schlecht. Was die Qualität nachhaltig beeinträchtigt ist die Tatsache, dass die Stimme (oder jede andere Schallquelle, die im Video eine Rolle spielt) einfach zu weit vom Mikrofon entfernt ist. Und damit sinkt der Pegel, ebenso die Qualität. Und es kommen je nach Ort noch zahlreiche Nebengeräusche ins Spiel, die der Hörqualität und Verständlichkeit ebenfalls nicht gerade zuträglich sind.
Die Lösung der Wahl (meiner Wahl) ist es, das externe iPhone Mikrofon direkt am Sprecher zu befestigen. Das Rode SmartLav+ zum Beispiel ist speziell als Lavalier-Mikrofon für Smartphones entwickelt worden. Es kostet rund 70 €, aber es gibt wie so oft auch genügend Alternativen von anderen Herstellern. Die sogenannten Lavalier-Mikrofone sind klein, relativ unauffällig und oft auch preiswert. Wer den schwarzen Knopf oder die Zuleitung als störend im Bild empfindet, der findet nach kurzer Suche eine zuverlässige Anleitung, das Mikrofon mit Klebeband in einer Art Tasche unter der Kleidung zu befestigen. Diese versteckte Lösung ist qualitativ durchaus gut und brauchbar.
Klammern oder kleben
Je nachdem, wem man dieses Mikrofon-Lösung jetzt „anzieht”, kann das knifflig werden. Bei sich selbst klebt man das externe Mikrofon mit der Klebeband-Lösung zuerst auf die Brust und presst dann an die andere Klebeseite an Hemd oder T-Shirt. Dadurch verhindert man, dass durch das Material ein Rascheln oder Rauschen entsteht. Gute Bekannte kann man von dieser Methode sicher ebenfalls leicht überzeugen. Bei Frauen und Männern, mit denen man weniger gut bekannt ist, bevorzuge ich die klassische Klammer-Methode mit den kleinen Clips, statt ihnen mit langen Erklärungen an die Wäsche zu gehen.
Wenn wir jetzt das kleine Lavalier-Mikrofon da haben, wo es hin soll, nämlich direkt am Sprecher oder der Sprecherin, stellt sich die nächste Frage. Wie überbrücke ich die Distanz vom externen Mikrofon zur Kamera, um den Ton zu übertragen. Die klassische und elegante Lösung fürs Filmen ist die Funkstrecke, wie sie heute schon mit dem Rode Filmmaker Kit recht erschwinglich ist (rund 300 €). Gegen diese Lösung spricht das Kuddelmuddel am Smartphone und die manchmal etwas knifflige Verkabelung mit Adaptern. Und zumindest in meinen Augen auch der Preis.
Deutlich kleiner, leichter und dazu noch preiswerter ist das noch relativ neue System Rode Go. In das kompakte Sender-Teil kann man ein Lavalier-Mikrofon einstöpseln. Aber es enthält auch selbst ein Mikro, dessen Signale drahtlos zum Empfänger au der Kamera oder dem Recorder übertragen werden. Allerdings gefällt mir das Empfangsteil, das aufgrund seiner Größe deutlich sichtbar ist, wesentlich weniger gut als ein kleines oder gar unsichtbaren Lavalier-Mikrofon.
Funkstrecke oder langes Kabel?
Etwa 200 bis Euro für ein externes Mikrofon auszugeben ist bei einem Smartphone für meinen Geschmack fast ein bißchen hoch gegriffen. Wenn man als Videofilmer die Funkstrecke sowieso hat oder sich anschaffen will, braucht man sich vor der Anschaffung darüber aber nicht den Kopf zu zerbrechen.
Alle anderen finden mit Lavalier-Mikrofonen für Smartphone dann eine gute Lösung, wenn diese externen Mikrofone ein langes Kabel und den richtigen Stecker haben. Ein beliebtes preiswertes Mikrofon bei iPhone-Filmern ist das Boya BY-M1. Für rund 20 Euro erhält man ein gutes Lavalier-Mikrofon mit 3,5-mm-Klinke, einem Adapter auf 1/4″ Klinke, der benötigten Knopfzelle, Windschutz und einem sechs Meter (!) langen Kabel.
Das von mir hier schon empfohlene Audiotechnica TR3350 sieht übrigens ganz genauso aus, einschließlich Batterieteil mit Ein-/ Ausschalter und langem Kabel. Es liegt auch preislich ähnlich – hat aber eine fürs iPhones nicht passende Klinke (TRS statt TRRS). Wer sich dieses oder ein anderes Lavalier schon angeschafft hat, weil er es im Zusammenhang mit einem kompakten Recorder wie dem Zoom H1 oder dem Tascam DR-05 benutzt, für den gibt es noch eine dritte Möglichkeit.
Recorder und Synchronisation: kein Problem
Dabei verpasst man seinem Sprecher (oder sich selbst) das Lavalier, stöpselt es in den Recorder und nimmt separat auf. Nachträglich müssen dann Video und Audio vom externen Mikrofon synchronisiert werden. Was aber mit einem Programm wie FCPX absolut problemlos geht. Wer sicher gehen möchte, der setzt mit einem einfachen Händeklatschen am Anfang oder Ende der Aufnahme einen unverkennbaren Synchronisationspunkt.
Eine Funkstrecke besitze ich nicht, aber die beiden genannten Lavaliermikros. Und ich habe sowohl die Methode mit dem Einstöpseln des Mikros direkt am iPhone ausprobiert, als auch die nachträgliche Synchronisation, wenn mit dem Recorder aufgenommen wird. Falls es da Qualitätsunterschiede gibt, sind sie für mich kaum hörbar. Sehr wohl ist aber bemerkbar, dass die Tonqualität spürbar besser wird, wenn man die kleinen Mikrofon direkt am Sprecher / der Sprecherin benutzt.
Ausnahmesweise: billig=gut
Mein persönlicher Favorit ist die Lösung mit Lavalier und Recorder und dem nachträglichen Synchronisieren. Dann brauche ich nicht darauf zu achten, dass irgendetwas von dem 6-Meter-Kabel im Bild auftaucht. Oder dass ich damit irgendwo hängen bleibe. Unschlagbar einfach und dazu noch billiger ist der Weg mit dem Boya (oder einem vergleichbaren Smartphone-Lavalier mit langem Kabel), das direkt mit dem iPhone verbunden ist. Leichte Anpassungen des Tons lassen sich nötigenfalls dann auch noch direkt im Schnittprogramm vornehmen.
Wer sich für Außenaufnahmen widmen möchte, der ist übrigens mit einem kleinen Dead-Cat, dem Fellwindschutz, gut bedient. Es gibt ähnliche Mikros wie das Boya, bei denen der Fellwindschutz enthalten ist und der Paketpreis günstiger ist. Ansonsten schlägt das kleine Pelzstückchen mit weiteren 10 € zu Buche. Was bei einem Mikrofon-Preis von 20 € inklusive dem anderen Zubehör etwas unverhältnismäßig erscheint. Nichtsdestotrotz würde ich bei Außenaufnahmen niemals drauf verzichten. Wer jemals versucht, das Windrauschen aus seiner Audiospur wieder herauszubekommen, weiß was ich meine. Es gibt dafür keine akzeptable Methode.