Als das EOS M System mit der ersten Canon EOS M auf den Markt kam, waren damit bei den Canon-Nutzern ziemlich viele Hoffnungen und Erwartungen verbunden. Ein spiegelloses System, ein großer Hersteller und eine riesige Produktpalette. Was danach kam, war etwas ernüchternd und wird auch heute kaum von jemandem als optimal beurteilt. Bei aller Kritik spricht aber doch einiges dafür, gerade in Zeiten knapper Kassen ein Auge auf die M-Kameras und das Zubehör zu werfen.
Auch zuletzt hat Canon viele Nutzer von EOS Kameras vor den Kopf gestoßen. Die Nachfolge-Versionen der Canon EOS M6 und der EOS M50 waren im EOS M System nicht das, was sich die meisten erhofft hatten. Und Schwächen, wie die als unzureichend empfunden Palette an Objektiven, sind ebenfalls bis heute nicht behoben.
Dass die M-Reihe für etliche Fotografen und Videofilmer dennoch eine gute und preiswerte Wahl sein kann, dafür gibt es gleich etliche gute Grunde.
Alt aber bewährt
Da ist zunächst der Einstieg mit den älteren Modellen. Oder sogar mit dem ältesten Modell. Die EOS M als erste aus dem EOS M System ist heute für wenig Geld zu haben. Wer sich bereits einen Etat angelegt hat für eine neue Kamera, der bekommt wahrscheinlich gleich einige Gebrauchtkameras für den Preis einer neuen Kamera.
Dabei braucht es das zu Beginn gar nicht. Zum einen ist schon das Grundmodell verhältnismäßig gut ausgestattet. Ein Touch-Display und ein Mikrofonanschluss sind zum Beispiel Ausstattungsmerkmale, die bis heute nicht selbstverständlich sind.
Erweiterungen
Dazu kommen solch interessante Möglichkeiten, wie die Erweiterung mit dem System von Magic Lantern. Der wohl populärste Kamera-Hack ist unter Canon-Nutzern weit verbreitet. Und manch einer, der das Risiko dieses Hacks für seine Canon 5D scheute, der probierte das gerne mit der preiswerten EOS M aus.
Ich habe das auch getestet und noch bis heute auf der EOS M in Betrieb. Es erweitert die Möglichkeiten ganz beträchtlich. Die Anleitung für die Installation ist gut und ich halte diese Änderung an der Kamera auch für relativ sicher. Zumal man auch wenig von Misserfolgen bei diesem Umstieg hört.
Zubehör
Eine häufig geäßerte Kritik gilt der Objektiv-Palette. Sie sei viel zu klein für das EOS M System, hört man oft. Und das finde ich auch. Allerdings waren die Möglichkeiten von Beginn an gar nicht so fürchterlich schlecht. Wenn man nicht gerade gehofft hatte, seine Objektiv-Palette gleich komplett neu (und relativ teuer) kaufen zu können, dann konnte man sich behelfen.
Der Objektiv-Adapter von EF- zu EF-M-Objektiven war von Anfang an auf dem Markt. Er wurde oft kritisiert als zu teuer (für rund 100 €). Aber schon bald gab es Alternativen von Fremdherstellern. Und heute bekommt man auch diesen Adapter (wie auch viele EOS M Kameras relativ günstig als Gebrauchtware.
Der Adapter war dazu gedacht, Besitzer der SLR-Kameras mit EF-Objektiven zu versöhnen. Wer ältere Canon Objektive hatte konnte sie weitestgehend ohne Einschränkungen an den EOS M Kameras nutzen. Sich dafür eigens gebrauchte EF-Objektive zu kaufn war natürlich ebenfalls möglich.
Preislich viel attraktiver war und ist es allerdings, ein hochwertiges älteres analoges Objektiv irgendeines guten Herstellers preiswert zu kaufen. Linsen von Contax, Yashica, Nikon, Olympus lassen sich mit einem einfachen Adapter (um die 20 €) auf Canon EF-Anschluss umrüsten. Und passen dann natürlich auch an den Objektivadapter von EF- zu EF-M-Objektiven.
Weil diese älteren Linsen sowieso manuell sind, bedeutet die Anpassung auch keine weitere Einschränkung. Wer analoge Objektive kauft, der weiß, worauf er sich einlässt. Beste Bildqualität, hohe Lichtstärke, schönes Bokeh – aber manuelle Handhabung.
Objektive mit EF-M Anschluss
Die immer noch zu kleine aktuelle Objektiv-Palette umfasst heute (Stand: Dezember 2020) laut der Canon-Website genau acht (!) Objektive. Richtige Leckerbissen sind meines Erachtens nicht dabei. Lichtstarke Objektive fehlen völlig. einen guten Gegenwert bietet nach meiner Erfahrung das 22mm F2.0 als ‘Normalobjektiv‘. Das 32mm F1.4 gilt ebenfalls als qualitativ sehr gute Lösung, liegt aber mit fast 500 € deutlich über der Konkurrenz von Sigma.
Im Gegensatz zu den Hoch-Zeiten der DSLR-Kameras, ist der Beitrag von Fremdhersteller zu diesem System vergleichsweise klein geblieben. Manche haben sich erst spät dazu entschlossen, die APS-C Kameras zu unterstützen und haben dann auch oft mit Sony angefangen. Die Verkaufszahlen der 6000er Serie von Sony waren wohl auch stets wesentlich höher als die des EOS M Systems von Canon.
Heute spielen vor allem die lichtstarken Sigma-Objektive mit Autofokus eine wichtige Rolle (16mm, 30mm und 56 mm). Aber auch lichtstarke Objektive ohne Autofokus erfreuen sich großer Beliebtheit. 7Artisans bietet mit lichtstarken Brennweiten im unteren Bereich ein gutes Angebot, wie zum Beispiel das 25mm F1.8. Im Gegensatz zu analogen Objektiven mit Adapter (der hier nicht nötig ist) werden hier auch Belichtungsdaten und Automatikfunktionen genutzt.
Drumherum
Auch bei anderen Erweiterungen stehen die EOS M Kameras relativ gut da. Ein Rig aufzusetzen mit weiteren Erweiterungen wie einem Follow Fokus, einem externen Monitor oder / und einer externen Batterie, das ist ebenfalls für relativ wenig Geld möglich. Und es erweitert die Möglichkeiten gerade im Videobereich ganz erheblich.
Weil sich das alles auf einem sehr günstigen Preisniveau abspielt (gerade im Gebraucht-Segment), sind auch die verschiedensten Kombinationen möglich. Eine Kamera komplett auf Videoaufnahmen einzustellen, eine weitere für Foto-Aufnahmen, das ist problemlos möglich. Ebenso ein Wechsel der Zubehörteile.
Wer schon immer – zum Beispiel für Videos – zwei oder mehr Kameras einsetzen wollte, der hat mit diesem System gute Möglichkeiten. Und wer für eine Videokonferenz eine “richtige” Kamera statt der eingebauten einsetzen will, der kann mit den richtigen Einstellungen selbst die ziemlich alte EOS M nutzen. Sie besitzt einen HDMI-Anschluss. Fehlenden Clean HDMI Output gleicht man aus durch Display-Einstellungen. Und es braucht für den Anschluss einen preiswerten Adapter (16 €).
Vergleichen und Auswählen
Zwar ist die Objektiv-Palette sehr überschaubar geblieben. Aber es sind bei den EOS M Kameras doch einige Modelle dazu gekommen. Etwas knifflig ist, dass die technische Ausstattung keinem nachvollziehbaren Muster folgt. Wer zum Beispiel die erste EOS M kaufte und sich über den Mikrofon-Anschluss freute, der ging in dieser Hinsicht schon mit einigen Nacholgemodellen leer aus. Und wer auf eine rasche Durchsetzung von 4K gehofft hatte, der wurde lange vertröstet und wegen des starken Crop-Faktors dann wahrscheinlich auch nicht richtig glücklich.
Wer jetzt also nach dem passenden Canon EOS M Modell für sich suchen möchte, der bemüht am besten die Suchmaschine für einen direkten Vergleich. Viele Websites haben sich darauf spezialisiert, neue Kamera-Modelle mit einem älteren Model oder mit einem der Konkurrenz zu vergleichen. So bekommt man recht schnell – oft in Form einer tabellarischen Gegenüberstellung – einen Überblick über die Features seines ausgewählten Modells.