
Reisefotografie mit dem iPhone
Im Alltag haben wir uns angewöhnt, fast alle Aufnahmen mit dem iPhone zu machen: Fotos, Videos, Audio. Aber sollte man die Erinnerungen einer kompletten Reise ausschließlich dem kompakten Begleiter anvertrauen? Reicht der vergleichsweise kleine Foto-Sensor aus, um jeder Situation über Tage und Wochen gerecht zu werden und Erinnerungen in jeder Situation und bei jedem Licht festzuhalten? Vielleicht fotografieren wir an Orten, wo wir noch nie waren – auch nicht mehr so schnell hinkommen.
Auch Fotografen mit ‚richtigen‘ Kameras verzichten immer häufiger auf das ‚Backup‘ mit schwerem Gerät und entscheiden sich für Reisefotografie mit dem iPhone. DSLR- oder Systemkameras mit Wechselobjektiven und Zubehör geben zwar das sichere Gefühl, dass man fast alles so festhalten kann, wie es die eigenen Ansprüche erfordern. Tatsächliche erleben viele Fotografen die Aufnahmen mit einem voll bepackten Foto-Rucksack manchmal problematischer, als mit dem kompakten iPhone.
Die Akkus einer Canon, Nikon, Sony gehen schon mal schneller in die Knie als die des Smartphones, das normalerweise einen ganzen langen Tag klaglos durchhalten muss. Und da sind Navigation und Recherche meist eingeschlossen. Zudem sind die großen Kameras ist nicht nur größer und schwerer, sondern auch anfälliger für Diebstahl und Beschädigung. Zumindest die Hosentaschen der Männer reichen als Transportlösung meist aus. Jeder, der schon mal versucht hat, spontan seine Kamera aus dem Rucksack zu holen, einzuschalten und ein schnelles Motiv zu fotografieren, weiß das gute Haindling seines iPhones auf Reisen zu schätzen.

Mini-Stative fürs iPhone und Stativhalterung
Sinnvolles Zubehör für unterwegs:klein, leicht, smart
Dabei ist die iPhone-Fotografie nicht immer leicht und unkompliziert. Die allseits beliebten Klapp-Hüllen sind zumindest beim Fotografieren eher lästig. Das Hantieren mit Selfie-Stick (mit MagSafe) oder Gimbal (die es auch mit MagSafe statt klappriger Klammern gibt) macht aus einem unauffälligen Reisenden meist schnell den typischen Touristen und zieht Aufmerksamkeit auf sich. Dabei sind diese Lösungen verzichtbar. Es geht sehr gut ohne Handy-Hülle, den Selfie-Stick braucht man dank Weitwinkel-Einstellung ebenso wenig wie ein Gimbal, weil die Sensoren ganz gut vor Verwacklungen geschützt sind – selbst bei Videoaufnahmen. Bestenfalls braucht es für einige Fotos und Videos ein Mini-Stativ, etwas Einfallsreichtum, um das Handy geschickt zu platzieren für Selbstaufnahmen.
Ich nutze derzeit Noach das Manfrotto Pixi Mini, komfortabler für neuere iPhones mit MagSafe ist zum Beispiel dieses MOFT Stativ. Und wer ein beliebiges klassisches Stativ mit Stativschraube nutzen möchte, der braucht noch eine Handyhalterung fürs Stativ wie diese von Neewer oder von Smartrig. Beide sind stabil, fast baugleich und lassen sich leicht schwenken zwischen Hoch- und Querformat. So sind auch die Hochformataufnahmen für Instagram Reals oder YouTube Shorts leicht möglich.
Als Overkill wirken auf den ersten Blick Smartphone-Rigs, wie sie zum Beispiel Smartrig oder Neewer anbieten. Wer das Fotografieren auf Reisen richtig ernst nehmen, dem helfen aber Akkus / Powerbanks (ebenfalls mit MagSafe) oder kleine Festplatten, die man am Ring befestigen kann, ebenso weiter wie die soliden Handgriffe.

Zusatzakku und SSD-Festplatte erweitern die Möglichkeiten der iPhone Fotografie
Am beliebtesten während und nach der Reise: Selfies
Auch wenn sich viele ernsthafte Fotografen gerne lustig machen über die dauernden Selfies (und Unsies): Selbst-Porträts, alleine oder mit Freunden und Partnern, gehören auch bei der Nachsicht zuhause zu den beliebtesten Aufnahmen. Sie sind schon alleine deswegen unverzichtbar, weil man auch bei den Zwischenberichte von unterwegs per Mail oder Instagram selbst im Bild sein sollte.
Wer nicht gerade wildfremden Menschen sein Smartphone anvertrauen will, um selbst aufs Bild zu kommen, muss ohne Selfie-Stick improvisieren mit diversen Ablageorten und dem Selbstauslöser. Abgesehen davon ist der Kontakt mit Einheimischen oder anderen Reisenden aber meist eine sehr positive Erfahrung und sorgt für interessanteste Begegnungen. Und auch wenn man seltsame Geschichten hört: Meistens gehen die Begegnungen gut aus – ohne Diebstahl oder blöde Antworten.
Große Landschaftsfotos auch mit dem Smartphone
Landschaftsfotos sind oft die zweite große Motivwelt einer Reise. Das Smartphone kann hier fast mühelos mithalten mit den größeren Kameras. Bokeh oder Markothemen spielen keine Rolle hier. Natürlich fehlt die Brennweiten-Vielfalt von klassischen Zoom Objektiven, wie man sie an richtigen Kameras genießt. Aber das Standard-Weitwinkel wird fast jeder Situation gerecht. Und auch wenn man das beim ständigen Zoome vergessen hat: Die bessere Aufnahme erhält man meistens dann, wenn man sich selbst in die richtige Position für eine gute Aufnahme bringt.
Blieben als Manko vielleicht noch die fehlende Unterstützung, die große Kameras und lichtstarken Objektive für Nachtaufnahmenm und Langzeitbelichtungen bieten. Aber auch ohne improvisierte Kamera-Ablage im richtigen Blickwinkel, kann man mit iPhones dank den Live-Aufnahmen und Langzeitbelichtungen ebenso wie mit dem Nachtmodus unverwackelte und stimmungsvolle Bilder erhalten.
Stärken der Smartphone-Fotografie
Unter dem Begriff Streetfotografie lassen sich gleich mehrere Situationen zusammenfassen, die bei Reisen meistens ebenfalls eine wichtige Rolle spielen: Das klassische ‚Schießen‘ aus der Hüfte auf belebten Straßen, in Museen, Geschäften und Restaurants. Mit dem Smartphone bleiben diese Aufnahmen quasi im Vorbeigehen fast immer unbemerkt. Auch die Scheu der Fotografierten ist bei einem Smartphone-Fotografen wesentlich geringer. Wahrscheinlich handelt es sich ja meistens ’nur‘ um einen Touristen und man muss nicht befürchten, sein Abbild an prominenter Stelle wieder zu finden. Als Fotograf darf man sich bei dieser Einschätzung gerne auch etwas mehr Zeit nehmen und Passanten, Eis-Verkäufer oder Kellner freundlich um ein Lächeln und die passende Pose bitten.
Kritisch kann es mit iPhone und Konsorten dagegen in einer Foto-Kategorie werden, die besondere Ansprüche an die Aufnahmesituation stellt: Architekturfotos und Innenaufnahmen. Doch stürzende Linien und falsche Sonneneinstrahlung sind Probleme, die man mit den großen Kameras auch hat. Und wer hat schon ein Shift-Objektiv für solche Zwecke. In jedem Fall hilft hier die Nachbearbeitung mit der passenden Software. Hilfreich sind dagegen das Einblenden des Gitternetzes und der eingeblendeten Wasserwaage, auch erlaubt das große und helle Displays ein besseres Ausbalancieren, als die kleinen Displays der großen Kameras.
Was wird nach der Reise aus den Bildern?
Noch besser wird die exzessive Ausbeute der Urlaubsbilder, wenn man sich schon vor Beginn der Reise die Anforderungen für den angepeilten Verwendungszweck klar macht. Für ein Poster oder gar das Panoramaformat im Wohnzimmer ist des hilfreich, wenn man den ganzen Sensor nutzt. Also sollte man die Kamera horizontal ausrichten, um Beschnitt zu vermeiden. Das Gitternetz hilft dabei. Das Tele-Objektiv des iPhones sollte man für große Bilder ebenso meiden wie das digitale Zoom. Ein Abblenden für höhere Schärfentiefe ist ja generell nicht möglich. Aber eine kluge Bildgestaltung kann verhindern, dass man einen unscharfen Vordergrund mit ablichtet. Wer seiner eigenen Einschätzung bei der Belichtung wenig vertraut, kann automatisiert oder manuell Belichtungsreihen fotografieren.

Mini-Fotodrucker fürs iPhone
Mein Favorit für die Bildverwertung sind neben großen gerahmten Abzügen die Fotobücher. Regelmäßig zur Urlaubs- und Reisezeit erscheinen Tests und Vergleiche der Fotobuch-Anbieter, so dass man das passende Preis-Leistungs-Verhältnis für die eigenen Ansprüche wählen kann. Gute Qualität bieten alle, verschieden sind die Gestaltungsmöglichkeiten und die Preise. Zumindest bei mir schlagen sich die Anzahl und Qualität der Bild-Ausbeute nach einer Reise nicht nur im Umfang des Fotobuches aus, sondern vor allem im Format. Mehr gute Aufnahmen beutet für meine Vorliebe der Landschaftsfotografie, mehr ganzseitige und doppelseitige Aufnahmen einzufügen und idealerweise auch das Buchformat eine Nummer größer zu wählen.
Abwechslungsreich fotografieren – und viel
Im Gegensatz zu denjenigen Fotografen, die vor allem schöne große Abzüge im Blick haben, profitieren die Fotobuch-Anhänger von einer Vielzahl unterschiedlichster Motive. Dazu ist es hilfreich, möglichst viele Situationen festzuhalten, viele unterschiedliche Blickwinkel und eine breite Palette vom Detail bis zur Totalen. Diese Vielfalt macht das Fotobuch zu einem eindrücklichen Reise-Tagebuch, das Erinnerungen auch nach vielen Jahren wachruft.
Ähnlich gut wie ein Fotobuch, wenn auch in den Darstellungen etwas eingeschränkt ist ein Journal. Die klassische Papier-Variante des Tagebuchs kann nicht nur belebt werden durch eigene Skizzen und Illustrationen (eher schwierig) sowie Schnipsel aus Prospekten, Fahrkarten etc. oder durch kleine Ausdrucke der iPhone Fotos, wie man sie mit einem Mini-Drucker auch unterwegs erstellen kann. Gravierendster Nachteil aus meiner Sicht: Das Führen dieses Tagebuchs erfordert einiges an Disziplin. Gerade Angesichts der Fülle der Eindrücke auf Reisen widmet man sich doch lieber aktiveren Unternehmungen.
Und natürlich ist auch die Verwendung der Bilder auf Instagram ein wichtiger Aspekt. Meistens erfolgen die Aufnahmen hierfür zu einem großen Teil im Hochformat, so lassen sie sich auch für Stories und Reels gut nutzen. Für die meisten anderen Zwecke dagegen braucht man gute Querformatbilder,