Doppelbelichtungen sind eine ideale Möglichkeit, zu ganz neuen, kreativen Bildern zu kommen. Doch was bei der analogen Technik mit Filmen eher einfach nachvollziehbar war, wird heute in der digitalen Welt knifflig. In diesem Beitrag schildere ich drei Wege, mit denen Du sofort loslegen kannst, um mit Doppelbelichtungen ganz neue und einzigartige Bilder zu schaffen.
Ich muss zugeben, dass ich das Thema Doppelbelichtungen lange Zeit ausgeblendet habe. Aber in jüngerer Zeit bin ich immer wieder auf Beispiele gestoßen, die ich ansprechend fand. Meine eigenen Beispiele – man sieht es ihnen an – sind gerade spontan als Illustrierung zu diesem Artikel entstanden. Damit ich auch wirklich zeigen kann: Du kannst sofort loslegen, mit dem was Du hast.
Allerdings kommt dazu auch gleich der Hinweis, dass diese Doppelbelichtungen eine ganz eigene Welt mit eigener Logik sind. Gleich loszulegen ist gut, um die Methoden kennen zu lernen und zu testen. Die besten Ergebnisse wirst Du nach meiner Ansicht dann bekommen, wenn Du erstens diese Arbeitsweise einmal kennen gelernt hast. Und zweitens bei Deinen nächsten Aufnahmen Motive gezielt für diesen Zweck fotografierst.
Doppelbelichtungen mit Photoshop
Die „abschreckendste” Methode nenne ich gleich zuerst. Dabei ist sie weder furchterregend noch besonders schwierig. Eigentlich also kein Grund zur Abschreckung. Aber sie beschäftigt sich mit Ebenen und Masken und mit Techniken, die viele Fotografen in ihrem Alltag nicht so oft anwenden. Ich schildere diese Methode dennoch zuerst, weil sie zeigt, was wirklich hinter den Doppelbelichtungen steckt.
Und das ist einmal das Übereinander-Legen von zwei Bildern. Und dann das „transparent” machen des oberen Bildes. Natürlich kannst Du jedes der beteiligten Bilder noch immer frei verändern: Helligkeit und Kontrast, Farbe und Ausschnitt. Aber im Prinzip schaust Du durch ein transparentes oberes Bild auf das darunter liegende. Und so geht das in Photoshop.
- Du öffnest zwei Bilder in Photoshop
- Du kopierst das eine Bild mit “Alles auswählen” und fügst es in das anderen Bild ein.
- Im Ebenen-Menü werden Dir nun zwei Ebenen mit den Bildern angezeigt.
- Klick auf das obere Bild und wähle „Negativ multiplizieren” aus dem Dropdown-Menü mit den Mischmodi.
- Verringere die Deckkraft auf 60 bis 80 % (je nach Bildinhalten).
- Klicke auf das Symbol für Ebenenmasken unten im Ebenen-Bedienfeld, um eine Ebenenmaske hinzuzufügen.
- Wähle das Pinsel-Werkzeug, dann eine passende Größe und Härte. Setze die Einstellung für Vorder-/Hintergrundfarbe auf Schwarz/Weiß zurück durch Klick auf die zwei kleinen Quadrate.
- Wenn Du jetzt in in Schwarz auf der Ebenenmaske malst, treten Details der unteren Ebene hervor. Wenn Du von der unteren Ebene etwas verdecken möchtest, malst Du mit weiß darüber.
Das Ganze verlangt etwas Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Probiere verschiedene Motive aus. Mit einem gut sortierten Foto-Archiv findest Du leicht zwei Bilder, die passen könnten.
Doppelbelichtungen mit der App auf dem Smartphone: Snapseed
Snapseed ist eine kostenlose App, die die allermeisten Fotografen auf ihrem Smartphone haben und auch öfters benutzen. Das ist sozusagen die simpelste, intuitivste Methode für Doppelbelichtungen. Du kannst mit einfachen Veränderungen gleich das Ergebnis sehen und dann als Kopie abspeichern.
- Öffne Snapseed und dann eines Deiner Fotos auf dem Smartphone.
- Wähle in „Tools” den Bereich „Doppelbelichtung” aus.
- Unten kannst Du (Bildsymbol mit einem Plus) ein weiteres Bild auswählen.
- Mit dem Fächer rechts daneben kannst Du nun verschiedene Überblend-Modi auswählen.
- Und mit dem Tropfen rechts daneben wählst Du die Deckkraft des unteren (links) oder des oberen Bildes (rechts).
- Das Ergebnis solltest Du ‘exportieren als Kopie’, damit die Ursprungs-Bilder erhalten bleiben.
Du kannst leicht zwischen den einzelnen Modi wechseln und die Deckkraft anpassen. Das ist sicher die spielerischste Methode, die am meisten Spass macht und die schnellsten Ergebnisse bringt.
Die Basis-Methode: Doppelbelichtungen in der Kamera
Das ist der Weg zurück zu den Wurzeln der analogen Fotografie. Naja, zumindest im Prinzip. Manche Kameras (wie meine Lumix G81) erlauben mit einer eigenen Funktion Mehrfachbelichtungen. Hier entstehen nicht zwei einzelne Bilder, sondern Du fotografierst quasi gleich „übereinander”. Der Vorteil ist, dass Du wirklich auch sofort und ganz gezielt für diese Doppel- oder Mehrfachbelichtung fotografierst. Der Nachteil ist, dass Du bei diesem Weg nicht ältere Bilder und Motive mit den neuen Aufnahmen kombinieren kannst.
Ich weiß, dass es etliche Kameras gibt, die diese Funktion haben. Ich beschreibe das Vorgehen hier anhand meiner Lumix G81, bei anderen wird es ähnlich sein.
- Im Menu in den Kameraeinstellungen Mehrfachbelichtungen suchen (Seite 4) und auswählen.
- Start klicken und eine Aufnahme machen.
- Dann auf ‘Weiter’ klicken und die nächste Aufnahme machen. Dabei erscheint das erste Bild abgeschwächt im Hintergrund, so dass man das zweite Bild genau platzieren kann.
- Nach der zweiten Aufnahme auf ‘Ende” klicken.
Der Reiz dieser Methode liegt darin, dass man das zuerst aufgenommene Bild sozusagen als Geisterbild im Hintergrund sieht. Damit kann man die zweite Aufnahme zielgenau darüber positionieren. Nachteilig ist, dass die Doppelbelichtung damit abgeschlossen ist, Variationen und Nachbearbeitung der Einzelbilder sind nicht mehr möglich (nur im Gesamtbild). Es werden auch keine Einzelfotos abgespeichert.
Meine Foto-Tipps
Nun könnte man denken, wenn man zwei seiner stärksten Fotos kombiniert, dann ergibt dies das beste Ergebnis einer Doppelbelichtung. Nach meiner Erfahrung ist das nicht so. Zwei gute Motive kommen sich im Gegenteil eher in die Quere, wenn man sie übereinander legt. Ideal ist meiner Ansicht nach ein stark umrissenes, klares Motiv und eines, das eher Strukturen aufweist und flächiger wirkt.
Ein banal wirkendes Beispiel: Wer sein Auto von der Seite aufnimmt und dann ein Landschaftsbild drüber legt und auf die Seitenfläche des Auots legt, der bekommt ein brauchbares Ergebnis. Zwei starke Produktfotos, zwei gute Landschaftsfotoss etc. werden oftmals nicht so gut harmonieren.
Hilfreich ist es deshalb, sich vorher ein ein Bild im Kopf zurecht zu legen. Ein Porträt als erstes Bild und ein Nachthimmel mit Lichterkette und viel Bokeh als zweite Aufnahme – das könnte klappen. Wichtig sind auch die Flächenverteilungen: Wo gibt es die Überschneidungen, wo die Freiflächen?
Im Zweifelsfall: Ausprobieren, Experimentieren, Erfahrungen sammeln.