Da ich auf meiner anderen Website www.bestebioweine.de gerade eine Dreiteiler über die Verbesserung von Wein-Websites schreibe (ich habe mannhaft widerstanden irgendetwas wie „pimp your website“ drüber zu schreiben), gehe ich hier mal näher auf eine Aufgabe ein, der ich mich öfters stelle. Zu meiner Betreuung etlicher Websites von Winzern gehört auch immer wieder, einzelne Flaschen oder das ganze Sortiment abzulichten.
Meistens geht es dabei auch um einen gesunden Kompromiss zwischen Aufwand und Ergebnis, sprich: Irgendwelche stilvollen Arrangements sind meistens fehl am Platz, weil der Aufwand für ein Web-Foto zu groß ist (anders sieht das für gedruckte Prospekte, Flyer, Einleger aus). Am Ende läuft es meistens auf freigestellte Flaschenfotos hinaus oder auf Flaschen vor einem weißen Hintergrund, die der Einfachheit halber gar nicht freigestellt werden, wenn sie ausschließlich auf Websites verwendet werden.
Gedacht war dieser Text ursprünglich auch als Anleitung für Winzer. Aber noch während der Aufnahmen ist mir klar geworden, dass ich für diesen Zweck noch mal über weitere Verreinfachungen nachdenken muss. Aber jetzt erst mal los.
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Zur Ausrüstung gehören in diesem Fall:
- Eine Nikon D70S. Praktischerweise mit zuschaltbaren Gitterlinien. Die helfen, stürzende Linien oder schräge Flaschen zu vermeiden und verringern den Aufwand der Nachbearbeitung. Jede andere Digicam mit manuellen Einstellungen und X-Synchronisation tut es auch (meine Canon G3 war dazu auch schon im Einsatz).
- Stativ. Ist hilfreich, um nicht jedes Mal Abstand und Ausrichtung korrigieren zu müssen.
- Kleine Sudioblitzanlage von Multiblitz. Zwei Lampen / Blitze sollten es schon sein. Wer keine Blitzanlage hat und mit digitalen Kameras arbeitet vertraut auf den automatischen Weißabgleich und nimmt Glühlampen oder Halogenlampen.
- Novoflex Magic Studio. Das sind weiße Kunststoffplatten, mit denen man eine Hohlkehle als Untergrund / Hintergrund anlegen kann (lichtundurchlässige Platte), bzw. eine Art Lichtzelt drüberwölben kann (lichtdurchlässige Platte). Wer hierfür nicht investieren möchte, der kann sich mit weißen Stoffen und / oder Zeichenkartons behelfen.
- Blitz-Belichtungsmesser. Eindeutig „Old School“, also für Aufnahmen auf echtem Film. Mit digitalen Kameras probiert man einfach solange, bis die Belichtung stimmt
- Kleinkram: Tücher, um die Flaschen abzuwischen. Klammern für Befestigung der Materialien. Synchro-Kabel, Slave-Blitzauslöser, etc.
Worauf kommt es an? Angestrebt wird eine schattenfreie Ausleuchtung. Möglichst so, dass die Flasche optimal belichtet ist (klar) und bei hellen Flaschen von hinten durchleuchtet wird, ohne dass das Etikett vorne überstrahlt oder grau wird. Die Kombination machts. Nun spiegelt sich in der Flasche alles mögliche, deswegen sollte der Aufnahmeort dunkel sein. Dann spiegelt sich aber immer noch die Lichtquelle.
Abhilfe schafft hier die transparente Novoflex Magic Studio-Platte: So kommt nur noch diffuses Licht an. Je nach Zahl der Lichtquellen stehen beide Lichter vorne, links und rechts, oder eben auch noch eine zusätzliche Lichtquelle, die den hellen Hintergrund anstrahlt oder von hinten die Flasche beleuchtet.
Auf den drei ersten Flaschenbildern sieht man ganz schön, das helle und dunkle Flaschen und Etiketten unterschiedliche Belichtung verursachen. Und selbst ausgefeilte Hintergrundtechnik gibt in der Regel noch keinen „Freisteller“. Aber das rechte Bild zeigt, dass es auch ohne schon ganz gut aussieht.
Theoretisch könnte man – wenn das einmal eingerichtet ist – ein ganzes Sortiment durchfotografieren. Geht aber nicht: Die verschiedenen Farben und Helligkeiten von Flaschen und Weinen machen Korrekturen notwendig. Wenn man nicht gerade mit Filmen arbeitet und erst die Entwicklung abwarten muss, ist das aber kein Problem mehr. Mehrere Belichtungen (Versuch und Irrtum) ersetzen dann auch schon mal den Blitzbelichtungsmesser.
Und weil das Sortiment der Winzerinnen und Winzer oft mehr umfasst als nur Wein sind hier noch zwei weitere Beispiele: Das Pesto-Glas ist eher kein Problem, hier geht es nur um die richtige Prespektive. Eben und frontal wie bei den Weinflaschen wirkt hier langweilig, finde ich. Die in Zellophan eingepackten Trüffel sind dagegen etwas kniffliger. Freistellen macht hier weniger Sinn, aber auf hellem Hintergrund wirkt das auch so schon ganz ordentlich, finde ich.
Wer das Prozedere mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln einmal durchexerziert hat, der wird beim nächsten Versuch deutlich weniger Aufwand haben. Trotzdem lohnt es sich, ein paar Objekte / Flaschen zusammenkommen zu lassen. Je sauberer hier gearbeitet wird, desto geringer ist der Aufwand mit der Nachbearbeitung in Photoshop (evt. gerade rücken, Staub entfernen, freistellen).
Ach ja: Natürlich sind gute Produktfotos immer hilfreich, wenn man etwas zu verkaufen hat, nicht nur beim Wein. Ich denke da an viele unsägliche Ebay-Angebote und die Tatsache, dass die im Online-Auktionshaus angebotenen Artikel viel teurer weggehen, wenn professionelle Bilder dabei sind und ein informativer Text. Ich durfte das selbst schon mal erfahren, als ich eine Uhr sofort wieder weiter verkaufte, weil sie für mein Handgelenk einfach zu klobig war…
Der Aufwand erscheint auf Anhieb ziemlich groß. Wer öfters solche Bilder braucht, kommt mit einer Digitalkamera, zwei Lampen und einem weißen Hintergrund oder einem Lichtzelt schon ziemlich weit. Demnächst wird an dieser Stelle auch eine abspeckte Variante beschrieben und verglichen.