Lavaliermikrofone sind die wohl beste Lösung für guten Ton. Sie haben naturgemäß den kürzesten Abstand zum Sprecher / zur Sprecherin. Sie übertragen wenig Umgebungsgeräusche und sie liefern qualitativ auch schon bei einem niedrigen Preis gute bis sehr gute Qualität. Nach der ersten Begeisterung setzt bei Videofilmern aber oft in einem Punkt Ernüchterung ein. Die kleinen Mikrofone sind immer im Bild, lassen sich nicht verbergen und passen nicht immer ins Outfit.
Vielleicht ist das ja auch eher so etwas wie eine ‘Berufskrankheit’: Wer oft filmt und Lavaliermikrofone einsetzt, dem fallen die kleinen schwarzen Anstecker sofort oft. Und tatsächlich wäre das Erscheinungsbild etwas eleganter, wenn Lavliermikrofon und manchmal auch Teile des Kabels nicht zu sehen sind. Hier sind meine zwei favorisierten Lösungen für die dezente Platzierung von Lavalier-Mikrofonen.
Lavaliermikrofone gibt es auch sehr klein
Die Mini-Lösungen im Mikrofonbereich sind die wohl kleinsten Mikros, die es im Videobereich gibt. Aber auch hier gibt es Unterschiede. Das fängt bei den Mikrofonen selbst an, die unterschiedliche Bauarten und Größen haben. Und das reicht über einen Windschutz – so er denn notwendig ist – bis hin zu den Befestigungsklammern.
Meine ersten Lavaliermikrofone waren sehr günstige Lösungen, preislich zwischen 10 und 20 Euro. Da spielte die genaue Größe auch keine große Rolle. Das Kabel unter dem Hemd zu verstecken war ein Leichtes, mit dem Erscheinungsbild konnte ich leben. Die Mikros wurde in ein Aufnahmegerät eingestöpselt, das in der Hosentasche verschwand (und auch nicht besonders klein war).
Lavaliers an der langen Leine
Etwas komfortabler in manchen Situationen war meine nächste Generation an Lavaliermikrofonen. Sie hatten eine ‘lange Leine’, ein sechs Meter langes Kabel (Boya BY-M1). Damit konnte man sich bequem direkt mit einem aufnehmenden iPhone verbinden. Ein weiteres Aufnahmegerät konnte ich mir damit sparen.
Ein langes Kabel komplett aus dem Bild zu halten ist manchmal etwas knifflig. Außerdem stellte ich jetzt fest, dass nicht alle Lavaliermikrofone wirklich winzig sind.
Um die etwas vergrößerte Version eines Lavaliermikrofons ganz aus dem Bild zu halten, versuchte ich, sie unter dem Hemd anzubringen. Das Internet ist voll von Anleitungen, in denen diverse Klebebänder und eventuell auch Spezialzubehör eine wichtige Rolle spielen.
Bei mir funktionierten die meisten Lösungen nicht so, wie sie sollten. Unter dem Hemd waren die kleinen schwarze Knöpfe zwar nicht mehr sichtbar. Aber jede Bewegung verursache eine Reibung des Hemdstoffs an den empfindlichen Mikros. Und das ist schlimmer als Windrauschen.
Ich habe auch diese Undercovers Lösung von Rode ausprobiert, und bin damit zu keinem befriedigendem Ergebnis gekommen. Es handelt sich um kleine Klebe-Pads mit Filzscheiben. Ein Rascheln und Rauschen ließ sich nicht vermieden, wenn man nicht gerade über die ganze Sprechzeit still hielt.
Lavaliermikrofone unsichtbar anbringen: Kleben statt Klammern
Von den Profis schaute ich mir eine ‘Klebetechnik ab: Aus breitem, etwa 10 cm langen Klebeband bastelt man sich zwei dreieckige Taschen, bei denen die Klebeseite nach außen schaut. Ich habe mal versucht, das im Bild festzuhalten. Im Prinzip legt man die Klebeseite nach oben, faltet an einem Ende eine Ecke ein, so dass ein Dreieck entsteht. Und dieses Dreieck klappt man dann entlang der Kante, die senkrecht zur Länge des Klebebandes verläuft, zum anderen Ende hin.
Diese zwei Dreiecke klebt man dann so aufeinander, dass eine Dreicks-Spitze nach unten und eine waagrechte Kante nach oben schaut. Dazwischen kommt wie in ein Sandwich das Lavaliermikrofon. Der Abstand sollte wie sonst auch etwa 15 bis 20 cm zum Mund betragen.
Bei der Verwendung des Klebebandes gibt es viele Empfehlungen. Am besten probiert man aus, was sich angenehm auf der eigenen Haut anfühlt, sicher hält und sich auch problemlos und rückstandslos entfernen lässt. Wer nichts anderes zur Hand hat und die Methode erst einmal ausprobieren will, der kann einfach mal Paketband nehmen.
Diese Lösung ist bis heute mein Favorit. Ein Rascheln des Stoffs am Mikro ist ausgeschlossen, weil beide Seiten kleben. Damit ist auch der Stoff fixiert. Die Mikros bleiben absolut unsichtbar, wenn man sich nicht gerade eine Falte ins Shirt klebt. Die Befestigung auf der Brust ist sicher, die Tonqualität leidet auch nicht.
Bringt man das Mikrofon an sich selbst an, ist alles kein Problem. Bringt man das Mikro so an einem Interviewpartner an, muss man das Vorgehen erklären, die Vorteile nennen und auf Verständnis hoffen. Nicht jeder / jede will diese Prozedur selbst erledigen oder gar jemand anderen das Mikro anbringen lassen.
Kleine Lavalier-Mikrofone
Wenn man also andere Menschen vor die Kamera holt, sollte man auf jeden Fall ein Clip-Lösung parat haben. Dann geht es nur noch darum, das Kabel unter dem Hemd durchzuführen, was jeder Interviewpartner und jede Interviewpartnerin meist klaglos selbst erledigt.
Dann kommt es nur noch auf die Größe des Mikrofons und der Klammer an. Und vielleicht darauf, dass man mit einem Bogen im Kabel die Zugspannung herausnimmt und das Kabel unter die Kleidung führt. Mein Favorit hier ist heute das Lavalier Go in Verbindung mit dem Rode Wireless Go Funkset. Sehr dezent und kompakt, sehr komfortabel bei guter Tonqualität. Allerdings kostet diese Lösung auch ein Vielfaches der oben genannten Anfangs-Lösungen.
Puschel und Popschutz
Sobald sich irgendwo ein zartes Lüftchen regt, brauchen auch Lavaliermikrofone einen Windschutz. Diese Schaumstoff-Aufsätze sind vergleichsweise klein – und dennoch machen sie das Mini-Mikrofon gleich um ein Mehrfaches größer. Oft werden die Schaumstoff-Aufsätze auch bei Innenaufnahmen verwendet. Denn auch, wenn keine Windgeräusche zu befürchten sind, bilden sie einen wirksamen Popschutz, also bei P-Lauten (und oft auch bei B, D und T und anderen).
Diese Popschutz ist kaum mehr irgendwie zu verbergen. Meine Erfahrung ist, dass bei noch geringem Wind die Klebe-Lösung unter dem Shirt ausreicht. Sobald man allerdings im Freien ist und ein heftigerer Wind weht, kommt man um die Puschel, Deadcats und Windschutz-Lösungen nicht mehr herum. Die auffälligen Fell-Puschel lassen sich nicht mehr verbergen, man kann sie höchstens farblich dezent auswählen. Es gibt sie in schwarz, grau und weiß. Und in seltenen Fälle sind sie damit vor dem passenden farblichen Hintergrund nicht allzu auffällig.
Aber selbst wenn sie knallig hervorstechen, lohnen sie sich. Wer schon einmal versucht hat, Windgeräusche im nachhinein in einer Tonaufnahme abzumildern oder gar zu entfernen, der wird lieber diese optische Einschränkung in Kauf nahmen, als eine unbrauchbare Tonspur.
Die einzig ‘unsichtbare’ Lösung wäre ein Richtmikrofon mit Deadcat an einem Pole, einer langen Mikrofon-Stativ Stange. Und möglichst auch ein Tontechniker, der diese Konstruktion in der richtigen Position hält: Über dem Sprechenden und außerhalb des Bildaufnahme-Bereichs. Der sollte dann auch gleichzeitig über Kopfhörer die Tonqualität prüfen.
Mein Fazit
Für die Klebeband-Lösung mit den dreieckigen Taschen hege ich eine Art Haßliebe. Einfach anklipsen wäre mir am liebsten. Aber in der Praxis halte ich die Klebe-Lösung für perfekt (bis auf das Klebeband-Falten). Es ist kein Mikro im Bild, die Tonqualität ist gut und man hat trotzdem Bewegungsfreiheit vor der Kamera.
In meiner Audiotasche ist deswegen neben den Funk-Mikros mit Clips, Popschutz und Windschutz auch immer das Klebeband. Bei schwarzen T-Shirts zum Beispiel ist aber auch die Clip-Lösung nicht besonders störend.
Ferne Zukunftsvision: Ein (schwarzes) T-Shirt ohne Logo mit ‘eingebautem’ Funk-Mikro.