Fotografen und Video-Filmer haben eine Tendenz gemeinsam: Sie schielen immer auf die neueste Fotoausrüstung. Kein Zweifel, Technik spielt in diesem Metier eine große Rolle. Aber ein gut Teil unserer manchmal übertriebenen Technik-Ausrichtung hängt auch an der Faszination, mit der wir dem Glanz neuester Produkte erliegen. Wer aktuell weniger in neue Fotoausrüstung investiert (und das dürften jetzt einige sein), der sollte einen Blick auf seine älteren Technik-Schätze werfen. Ich bin weit entfernt von einer nostalgischen Betrachtung und möchte nicht wirklich mit den Oldtimern aus meinem Repertoire ‘richtig’ arbeiten. Aber ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich einige ältere Geräte in die Hand nehme, wie zeitlos und gut sie sind.
Zweifellos haben die meisten von uns ein paar ältere Teile ihrer Fotoausrüstung noch herum liegen, bei jedem sieht diese Sammlung sicher anders aus. Vielleicht erhält der eine oder andere Anregungen, Vergleichbares aus seinem Fundus noch einmal in die Hand zu nehmen. Und wer wie ich gerne auch mal kleines Geld in ältere Teile investiert, der findet auf den einschlägigen Märkten ein breites Angebot.
Polaroidkameras
Schon der Umstieg vom Kleinbildfilm auf digitale Bilder war eine Erlösung. Und vom Polaroid-Sofortbild erst recht. Die Abzüge waren selbst für Tageszeitungen kaum brauchbar. Die Abzüge waren teuer und man musste versuchen, auf Anhieb den richtigen Treffer zu landen. Aber dann ersparte man sich das Entwicklen eines Schwarz-Weiß-Filmes und das noch äufwendigere Vergrößern im dunklen Kämmerchen.
Erst später entdeckte man bei nostalgischen Anwandlungen den Reiz des sprichwörtlich sofort entstehenden Papierbildes. Als spontanes Geschenk für Leute, die man fotografiert hatte. Als wörtliche ‘einmalige’ Erinnerung an ein Erlebnis. Auf einmal hatte man Zeit, die langsame Entwicklung des Bildes zu beobachten und gab für wenige Abzüge schnell noch einmal ein paar Euros aus – wo man das gleiche digital und in viel besserer Qualität auch billiger hätte haben können.
Auslöser war eben auch die alte Technik. Der Charme der 7oer blitzt noch heute in den Plastikboliden der modernen Sofortbildkameras auf. Und verleitet zum Knipsen mit viel Geduld – und einem nicht unerheblichen Überraschungseffekt. Denn was man bekommt ist eben nicht unbedingt, was man sieht. Polaroid stellte irgendwann die Produktion der Filme ein, das Unternehmen Impossible (!) sprang ein und verkauft heute unter dem Name Polaroid Originals die verschiedenen Formate. Daneben gibt es eine breite Palette von modernen Kameras der Marke Fujifilm Instax nach dem gleichen Prinzip.
Polaroid Zusammenfassung
Brauchbarkeit
Für den Spass am Knipsen und die schnelle Erinnerung sehr gut geeignet. Auch für das spontane Tagebuch ein Gewinn. Obwohl die Mini-Drucker wie der Canon Zoemini mit selbstklebenden Zink-Papieren in Verbindung mit dem Smartphone schneller arbeiten und auf Dauer preiswerter sind.
Spassfaktor
Gut! Die Kameras sind echte Hingucker. Eine Weile lang macht die Sache wieder richtig Spaß und ein paar Abzüge kann man sich immer leisten.
Anschaffen / Verkaufen
Wer eine hat, sollte sie behalten. Wer keine hat, der sucht am besten nach den Originalen mit Kult-Charakter. Zum Beispiel die legendären aufklappbaren Reportagekameras mit Blitz. Oder die elegante SX 79 mit der surrenden motorischen Bildausgabe und dem Klapp-Design. Mit rund 400 € ein teurer Spass, macht sich aber in jeder Vitrine gut und hat noch immer Gebrauchswert.
Kameras mit Film – Herzstück der älteren Fotoausrüstung
Die jungen Leute kennen das vielleicht nicht mehr. Aber das Einlegen eines Films in eine Kamera hatte etwas Sinnliches. Große Verheißung, denn mit den nun folgenden 36 Bildern konnte man Reisen unvergesslich machen, seine Liebsten für immer in den wichtigsten Augenblicken festhalten. Und gleichzeitig waren die Negativ- und Diafilme auch ein bißchen auch immer ein folgenschweres Unterfangen. Entwickeln (oder entwickeln lassen), schneiden, rahmen, vergrößern. Das kostete Zeit und Geld. Als Lohn dafür wuchs Meter um Meter die Regalwand mit den Foto-Alben. Oder Abzüge häuften sich, die es nicht bis zur Auswahl und Rahmung geschafft hatten.
Es lohnt sich, das Prozedere noch einmal aufleben zu lassen. Man begreift die Prinzipien der Fotografie besser, man entwickelt ein Gefühl für Ressourcen und entwickelt mehr Wertschätzung für sorgsames Fotografieren: Jeder Schuss sollte sitzen.
Wer damals in gute Technik seiner Fotoausrüstung investiert hat, der nimmt seine alten Kameras sicher noch immer gerne in die Hand. Und gute Objektive aus jener Zeit sind fast unsterblich.
Film-Kameras Zusammenfassung
Brauchbarkeit
Unverändert hoch. Der Kleinbildfilm ist nicht ausgestorben, wie viele mit dem Aufkommen der digitalen Fotografie unkten. Und die Technik lässt sich heute bestens mit digitalen Methoden kombinieren, zum Beispiel durch Scannen oder Abfotografieren. Wer Spass daran findet, der kann auch in die Entwicklung von SW-Filmen einsteigen.
Spassfaktor
Eher so naja. Hier ist Ernsthaftigkeit eher gefragt. Schließlich ist das Fotografieren etwas aufwändiger, das Prozedere dauert länger. Wer Glück hat, entdeckt eine neue Seite der Fotografie und wird sorgfältiger in seiner Arbeit.
Anschaffen / Verkaufen
Analoge Kameras sind der ideale Markt für alle Foto-Begeisterten. Wer ältere Kameras und Objektive besitzt, der findet noch immer viele (und vor allem presiwerte) Zubehörteile. Und wer damals nicht seine Traum-Ausrüstung kaufen konnte, der hat jetzt Gelegenheit, seine Fotoausrüstung mit Vintage-Kameras und Objektiven nachzurüsten.
Analoge Objektive Zusammenfassung
Objektive analog
Das Thema ist ähnlich bei den alten Kameras – und doch ganz anders. Analoge Objektive sind oft massives Glas mit guter Abbildungsqualität und guten mechanischen Eigenschaften. Sie lassen sich heute auch an modernen elektronischen Kameras gut nutzen. Die Adapter gibt es für fast alle Marken, sind einfach und preiswert. Dann ist allerdings manuelles Arbeiten angesagt. Blende einstellen, fokussieren. (einen ausführlicheren Artikel dazu findest Du hier.)
Als Belohnung winken knackscharfe Bilder mit tollem Bokeh. Die langen Verstellwege erlauben feine Einstellungen. Und wer in seiner Kamera Einstellhilfen (Focus peaking) nutzen kann, der wird echt Freude daran haben. Übrigens gibt es auch heute noch analoge Objektive mit manuellen Einstellungen, auch speziell für Video.
Brauchbarkeit
Sehr hoch. gerade die Kombination mit modernen Kameras machen diese Objektive zeitlos. Eines mit dem passenden Adapter sollte jder Fotograf für Fingerübungen und schönes Bokeh-Fotos in seinem Fundus haben. (Für die früher massenhaft verbreiteten manuellen Nikon-Objektive und die heutigen Sony E-Mount-Kameras bekommt man für wenig Geld zum Beispiel diesen Adapter.)
Spassfaktor
Der Spassfaktor ist hoch! Handarbeit macht Spass, erst recht beim Fotografieren. Und der Spass wird meistens nicht getrübt durch kurzlebige oder anfällige Produkte. Wer das Teil auch nur halbwegs pfleglich behandelt, der wird lange Freude daran haben.
Anschaffen / Verkaufen
Kaufen und Verkaufen! Bei Preisen ab rund 50 € für lichtstarke Normalobjektive kann man sich Schritt für Schritt die passenden Linsen zulegen. Die Adapter gibts ab 20 Euro.
Stative Zusammenfassung
Stative
Wirklich stabile Stative waren früher ja nicht so sehr verbreitet wie heute, wo leichtes Gewicht und kleines Packmaß die Dreibeine wirklich universell einsetzbar machen. Wer auf ältere Exemplare in der Familie stößt, der hat vielleicht eher die wackligen Notbehelfs-Lösungen geerbt. Wer sich schon früh ein Stativ gekauft hat und seinen fotografischen Vorbildern gefolgt ist, der hat vielleicht schon das schwere, stabile Profi-Gerät in seinem Fundes. Das sollte er unbedingt auch wiederbeleben.
Die einfachen und preiswerten Stative waren vor einigen Jahren noch erheblich schlechter und wackeliger als die heutigen Stative, die es preiswert gibt. Ob man daran noch Freude hat, muss man selbst austesten.
Brauchbarkeit
In der Regel eher mäßig. Die heutigen Modelle bieten für wenig Geld schon mehr. Wer noch eine kleine Kamera platzieren möchte oder ein Blitzgerät (zum Beispiel beim entfesselten Blitzen mit mehreren Blitzgeräten), dem wird die ältere einfache Version ausreichen. Die alten Profi-Teile sind oft schwer und massiv, wohingegen die heutigen oft leichter und dennoch massiv sind. Wer allerdings noch ganz alte Kameras aus dieser Zeit besitzt, der sollte auch das Stativ dazu aufheben.
Spassfaktor
Durchwachsen. Der Reiz vieler älterer Modelle liegt vor allem in der Optik.
Anschaffen / Verkaufen
Beides ist schwierig. Ältere Stative bringen nach meiner Erfahrung nur noch wenig auf dem Gebrauchtmarkt. Und wer gebrauchte Fotostative kauft, der merkt wahrscheinlich auch schnell, dass moderne Lösungen für wenig Geld eine gute Lösung sind.