Lichtstarke Objektive haben das Zeug für Lieblings-Objektive. Das merkt man schnell in den ersten Tagen nach einem Kauf. Wenn man nicht aufhören kann, die verschiedensten Objekte ins Visier zu nehmen und sich über den Unschärfebereich zu freuen. Richtig Spass machen mir die lichtstarken Objektiv im unteren Bennweitenbereich: fokussieren, den Unschärfebereich auskosten, das Bokeh genießen. Und das bei Verschlusszeiten, die man auch innen problemlos mit der Hand machen kann.
Dagegen sind die so praktischen Universalobjektiv zwar nützlich, wecken aber nur wenig Begeisterung. Und Tele-Riesen bleiben ebenso wie Reisezooms oft tagelang liegen, weil es mit den langen Brennweiten im Alltag wenig zu fotografieren gibt. Den größten Aufforderungscharakter haben für mich die lichtstarken „Normal”-Objektive. Also all diejenigen, die umgerechnet einem Kleinbild-Brennweitenbereich von 30 bis 50 Millimeter entsprechen. Hier ein paar Empfehlungen, meine persönlichen Favoriten für Lichtstarke Objektive für drei Sensorgrößen.
Wie bei allen meinen Artikeln gilt: Alle Produkte habe ich selbst gekauft und bezahlt, auch diese lichtstarken Objektive. Es gibt keine Aufträge, niemand zahlt für irgendetwas. Wer seine Begeisterung nicht zügeln kann, der kann gerne die gekennzeichneten Affiliate-Link nutzen. Durch einen Kauf über den Link werde ich am Umsatz beteiligt. Dies hat für Dich keine Auswirkungen auf den Preis.
Panasonic LUMIX G 25mm F1.7
Fangen wir mit dem kleinsten Sensor, einem Micro Four Thirds (MFT) und dem kleinsten Preis an. Das Panasonic Lumix G 25mm F1.7 ist ein Leichtgewicht und mit rund 150 € eine vergleichsweise preiswerte Anschaffung unter den lichtstarken Objektiven. Zahlreiche Tests und Berichte befassen sich mit der Frage, ob es so gut ist wie ein teures Vollformat-Objektiv an einer Vollformat-Kamera. Bei genauem Nachdenken kann man sich die Frage sparen, finde ich.
Nichtsdestotrotz bietet dieses lichtstarke Objektiv viel für sein Geld. Und viele Möglichkeiten für eine MFT-Kamera. Da „normale” Brennweiten an dem kleinen Sensor verdoppelt werden, müsste man als Alternative nach einem lichtstarken Objektiv zwischen 17 und 25 mm suchen. Preiswerte Lösungen gibt es da kaum.
Wer mit der preiswerten Linse nicht gerade die Titelseite eines Magazins bebildern möchte sondern vorwiegend für Internetseiten und Youtube-Videos fotografiert und filmt, der wird sie lieben. Eine Sonnenblende ist beim Kauf dabei. Der Durchmesser auf der Frontseite mit 46mm erlaubt auch den Kauf preisgünstiger ND-Fader. Damit kann man man unter fast allen Bedingungen mit offener Blende arbeiten und das schöne Bokeh nutzen kann. Es gibt eine geringe Vignettierung, mit der ich leben kann.
Mit 125 Gramm ist das lichtstarke Objektiv, das sich wie ein Plastikgehäuse anfühlt, ein echtes Leichtgewicht. Die Naheinstellgrenze von 25 Zentimetern erlaubt gute Produktfotos mit schöner Unschärfe.
Canon EF-M 22mm F2.0
Die EOS-M-Reihe von Canon, für die dieses Canon EF-M 22mm F2.0 gedacht ist, hat APS-C-Sensoren. Die sind etwas größer als die MFT-Sensoren der Lumix, und etwa halb so groß wie Vollformat-Sensoren. In vieler Hinsicht sind diese Sensoren also ein Mittelding – auch preislich und qualitativ aber ein guter Kompromiss, finde ich. Die Sensorgröße bedingt eine Brennweitenverlängerung von etwa 1,6. Damit kommt man auf 35,2 mm Brennweite und das ist eine gute Normalbrennweite. Das mit Offenblende 2.0 lichtstarke Objektiv ist ausreichend für ein schönes Bokeh, sehr kompakt gebaut und mit 105 Gramm superleicht. Ich besitze kein kleineres und leichteres Objektiv, allenfalls Pancake-Objektive sind kompakter.
Die Naheinstellgrenze liegt bei 15 Zentimetern. Der Front-Durchmesser von nur 43 mm verhilft dem Fotografen zu sehr preiswerten, wenn nicht billigen ND-Fadern. Gegenüber der MFT-Lösung oben ist diese Kombination aus größerem Sensor und kürzerer Brennweite eine gute Voraussetzung für gute Bildqualität. Und ohne jede Messung und vergleichende Tests ist nach meinem Eindruck die Qualität hier etwas besser, die Vignettierung geringer. Außerdem wirkt das Objektiv mit Metallbody etwas wertiger als das Panasonic, kommt aber ohne Sonnenblende.
Walimex Pro 35mm F1,5
Jetzt wird es etwas speziell. Die lichtstarken Objektive der Walimex Pro Reihe wie dieses Walimex Pro 35mm F1.5 gibt es auch unter einigen anderen Labeln zu kaufen. Und bei diesem Beispiel erhält man für rund 400 € eine lichtstarke Festbrennweite für Vollformat-Kameras. Die Objektive dieser Reihe sind im Vergleich zu anderen Vollformat-Objektiven recht preiswert, verlangen aber manuelle Bedienung. Und sie sind weder klein noch leicht – aber Vollformat-Kameras sind das in vielen Fällen ja auch nicht.
Dafür kann man das Pro im Namen relativ ernst nehmen. Die Objektive sind massiv gebaut, relativ schwer und groß. Und sie sind in allen Einstellungen sehr weich zu bedienen. Es gibt zwei große Vorteile für alle, die damit auch filmen wollen. Die Blende klickt nicht und rastet nicht ein, sondern sie lässt sich stufenlos und lautlos verstellen. Und für die Entfernungseinstellung gibt es einen Zahnkranz, so dass man leicht einen Follow-Fokus an dieses Objektiv ansetzen kann.
Die Bildqualität würde ich nach meiner Erfahrung als erhaben ansehen. Mit rund 700 Gramm Objektivgewicht bekommt man relativ viel und relativ gutes Glas. Die Naheinstellung beginnt bei 30 Zentimetern, ein stabile Sonnenblende war bei mir ebenso wie ein Objektivbeutel dabei.
Wer das schöne Bokeh auch an sonnigen Tagen nutzen will, der muss bei der Anschaffung hochwertiger ND-Fader wahrscheinich erst mal schlucken. Bei 77 mm Objektiv-Durchmesser kann das teuer werden. Erst recht, wenn man die gute Qualität eines größeren Sensors und der Optik durch den Kauf eines hochwertigen Filters bewahren möchte. Ich habe für einen Tiffen mit 77mm rund 160 € bezahlt. Da lohnen sich preiswerte Step-Down-Ringe, mit denen man die Linse auch an kleinere Objektiv-Durchmesser ansetzen kann.
Das Objektiv gibt es mit den verschiedensten Anschlüssen, so dass man von der MFT- über APS-C- bis hin zu Vollformatkameras fast alles nutzen kann. Ich habe die Vollformatversion und kann mit preiswerten Adaptern das Objektiv auch Kameras mit kleineren Sensoren nutzen. Was ich aber nicht tue, da ich ja sowohl für EOS-M als auch für Lumix preiswerte und leichte Alternativen habe.
Andere lichtstarke Objektive
Neben diesen aktuellen als Neuware erhältlichen Objektiven gibt es eine Vielzahl preiswerter Lösungen, die man mit wenigen Einschränkungen nutzen kann. An erster Stelle stehen natürlich die lichtstarken Normal-Objektive aus analogen Zeiten. Ein 50mm-Objektiv mit Lichtstärke 1,7 bekommt man heute gebraucht für wenig Geld (meist 50 bis 100 €).
Mit drei Einschränkungen muss man in diesem Fall leben: Es gibt keinen Autofokus, für die Montage an einer modernen Kamera braucht man einen (preiswerten) Adapterring. Und die Normal-Brennweite ist heute natürlich nur noch bei den teuren Vollformat-Kameras eine Normal-Brennweite. Ansonsten gilt der Faktor 1,6 fürs APS-C-Format (das entspricht dann etwa 80mm Brennweite) oder 2 für Micro-Four Thirds, also etwa 100 mm Brennweite).
Erst langsam werden moderne lichtstarke Objektive für alle Anschlüsse halbwegs preiswert verfügbar. Von Sigma gibt es 35mm-Objektive mit Lichtstärke 1,4 oder 1,7 für Sony E-Mount und MFT-Kameras, mit denen man auf keine Funktion seiner Kamera verzichten muss. Preislich ist das natürlich mit rund 300 € etwas höher angesiedelt als ein gebrauchtes manuelles 50-mm-Objektiv.