Tintenstrahl-Farbdrucker scheinen das gleiche Schicksal zu erleiden, wie Faxgeräte oder Diaprojektoren. Zumindest bei mir. Ich habe mein Arbeitszimmer entrümpelt und neu eingerichtet wurde (viel Ikea und ein motorisch höhenverstellbarer Schreibtisch, der sehr viel komfortabler ist als der mit Gasdruckfeder). Ins neue Arbeitszimmer haben es alle Dinge geschafft, die ich täglich für meine Arbeit brauche. In einer Ecke allerdings ruht weitgehend unbeachtet jetzt mein Epson Farbdrucker. Und mir will partout kein Grund einfallen, das Ding wieder anzuschließen und zum Laufen zu bringen
Tintenstrahl-Farbdrucker sind ein Relikt
Die schlechten Seiten von Tintenstrahl-Farbdruckern aufzuzählen ist müßig, jeder kennt sie. Die Preise für Original-Druckertinte liegen irgendwo zwischen denen von sehr teurem Parfüm und dem Straßenpreis für Heroin (gefühlt). Immer, wenn man sie anschaltet, rackern sie erst eine Weile, säubern sich und verbrauchen dabei weiter kostbare Tinte. Und wenn man dann drucken will ist entweder eine der Farbpatronen leer oder die Düsen sind verstopft. Also reinigen, Tests drucken, neu drucken, etc. Mein Schwarz-Weiß-Laserdrucker ist kein solches Problemkind: Immer gestochen scharf Ergebnisse, kein Wartungsaufwand.
Nicht dass mich jemand falsch versteht. Ich habe nichts gegen Farbdrucker. Ich habe die Teile geliebt. Wann immer mir der Sinn danach stand, habe ich nach einem Foto-Shooting einen Ausdruck gemacht. Oder ich habe spontane Familienfotos ausgedruckt, weil man die Drucke viel lieber herumzeigt, als das Display seiner Kamera. Ich habe regelmäßig die zahlreichen Bilderrahmen in unserer Wohnung neu bestückt mit aktuellen Fotos (mache ich immer noch). Auch mit Sonderformaten wie Panoramafotos.
Für die Panos habe ich stets das recht teure Spezialpapier auf der Rolle gekauft. Und natürlich habe ich beim Kauf eines neuen Druckers darauf geachtet, dass das Gerät damit auch zurecht kommt. Auch in dien Arbeitsräumen meiner Frau wurden (und werden) regelmäßig neue Panoramafotos aufgehängt. Und sie finden sicher viel Beachtung. Das kann natürlich an meinen Fotokünsten liegen. Ziemlich sicher spielt aber auch eine wichtige Rolle, dass es regionale Motive sind und ein besonderes Format.
Und dennoch finde ich weder einen Grund noch einen geeigneten Platz, um den Farbdrucker jetzt zu reanimieren.
Sexy Ergebnisse? Nur im neuen Zustand
Ehrlich gesagt habe ich ihn auch schon länger nicht mehr benutzt. Zuletzt für Passbilder, was keine so richtig ekstatischen Reaktionen hervorgerufen hat. Und wenn ich jetzt über Verwendungsmöglichkeiten für Motive meiner letzten Island-Fotos nachdenke, dann komme ich auf alle möglichen Verarbeitungswege. Die meisten haben mit Hochladen der Motive zu tun und der Entscheidung Abholen oder zuschicken lassen. Die Preise für Online-Dienste sind günstig. Und eine neue Bestellung mehrerer Tintenpatronen für den Epson ist bei einer Reanimation des Druckers nicht allzu fern.
Hinzu kommt, dass zwar auch die altgedienten Holz-Rahmen samt Passepartout noch ihren Charme haben, die derzeit mit digitalen Drucken befüllt werden. Andererseits ist auch das Bestellen bereits aufgezogener Drucke unter Acryl für mich ziemlich verlockend, seitdem ich das in einer Gallerie gesehen habe. Wobei die Holzrahmen samt Passepartout sicher noch lange Jahre im Einsatz bleiben werden.
Diese jederzeit verfügbaren Dienste sind auch teilweise die Ursache dafür, dass ich eigene Farb-Ausdrucke nicht mehr beruflich nutze. Ein JPG oder PDF zu schicken ist erstens einfacher. Und zweitens sind auch bei den Betrachtern die Ansprüche gestiegen. Ob da der Farbausdruck eines schon älteren Druckers noch mithalten kann? Die Preise für gute neue Drucker dagegen lassen mir eine Neuanschaffung kaum mehr rentabel erscheinen.
In der Rückschau war der immense Aufwand, den ich mit selbst erstellten SW-Abzügen auf Baryt-Fotopapier und einem speziellen Trocknungsgerät betrieben habe, der Lebensdauer der Drucke mehr als angemessen.
Das Technik-Museum
Was also spricht noch gegen die Entsorgung des Relikts? Schwer zu sagen. In einem Kämmerlein auf dem Dachboden liegt zum Beispiel, in Kisten verwahrt, meine erstes Schwarz-Weiß-Labor. Gekauft von den mageren Einkünften eines Ferienjobs in einem Fotogeschäft während meiner Studentenzeit. Also wirklich vom Munde abgespart. Vergrößerer, eines der besten Objektive, die es damals für diesen Zweck gab. Trocknungsgerät, Lampen, Zeitschaltuhr, Schalen, Entwicklungsdosen.
Im Keller stehen zwei Überblend-Projektoren, die damals ihrer Zeit weit voraus waren. Digitale Steuerung für vertonte Diaschauen. Neben der übersichtlichen Zahl öffentlicher Diaschauen gibt es einige tausend private Dias, die ebenfalls auf zwei Magazine für die Überblendung verteilt waren. Warum? Weil ich es konnte. Warum sollte ich mir meine privaten Bilder mit weniger Komfort ansehen?
Von den zahlreichen Gehäusen und Objektiven vergangener Jahre will ich gar nicht reden. Beim Drucker ist das anders. Für ihn tickt die Uhr. „Wenn Du mich hier noch länger rumstehen lässt”, flüstert er mir zu, „dann räche ich mich mit eingetrockneten Düsen und einem Verbrauch an neuer Tinte, der Dich in den Ruin treiben wird.”
Vielleicht spreche ich nochmal mit ihm.